Was sind Brazilian Jiu-Jitsu und MMA (Mixed Martial Arts), also gemischte Kampfkünste? Seit wann gib es MMA und wer sind die Gründer von MMA und Brazilian Jiu-Jitsu? Hier ein kleiner Überblick.

Kampfsport Brazilian Jiu-Jitsu

BJJ ist eine Abwandlung der japanischen Kampfsportarten Jūdō und Jiu Jitsu und wurde von den Brüdern Carlos und Hélio Gracie in Brasilien in den 1920ern entwickelt. Der größte Sportverband ist die International Brazilian Jiu Jitsu Federation. Die ersten Sportturniere gab es in den frühen 90er Jahren. Kicks und Fauststöße werden vor allem taktisch benutzt, um eine Hebel- oder Würgetechnik einzusetzen. In diesem Kampfsport typisch ist also, dass der Gegner mit Griffmethoden (Grappling), Hebeln und Würfen in den Bodenkampf verwickelt wird, um ihn hier zu besiegen. Auf eine genauere Unterteilung zwischen Gracie Jiu Jitsu (GJJ) zu Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) gehen wir nicht ein.

Im sportlichen Wettkampf sind im BJJ u.a. Schlagen, Treten und Fingerstiche verboten. Im MMA sind sie unter Berücksichtigung gewisser Regeln erlaubt. In beiden Systemen gibt es bei den Wettkämpfen Gewichtsklassen. Trainiert wird in einem Gi (Anzug) und barfuß. Als Unterlage dienen meist Matten.

Beim Training und im Wettkampf soll man sich nicht verletzen: Matten federn daher das Fallen ab und Barfußtraining schützt vor ernsthaften Verletzungen, die durch das Tragen von Schuhe entstehen könnten.

Der Unterschied zu Jiu-Jitsu (nach dem, was man im WWW dazu findet): Im BJJ gibt es keine Tritte und Schläge und es ist stark wettkampforientiert. Im Jiu-Jitsu sind Schläge erlaubt, der Fokus liegt mehr auf der Selbstverteidigung.

Eine andere Form des BJJ ist z. B. das Luta Livre. Luta Livre wurde von Euclydes „Tatu“ Hatem als Variante des Catch Wrestling erfunden und wird zu den Grappling-Disziplinen gezählt. Dabei bedeutet Luta im portugiesischen Kampf, wie z. B. in Casa de Luta, einer Kampfsportschule in Saarbrücken (Casa = Haus). Im Brazilian Jiu-Jitsu sind die meisten Begriffe in englischer Sprache. Obwohl BJJ erst in den 1970er Jahren in die USA kam, setzte sich das Englische durch, da sich der Sport stark in den USA weiterentwickelte und popularisierte. Im Wing Chun hingegen nutzen die meisten Schulen weiterhin die traditionellen chinesischen oder kantonesischen Begriffe.

Im Saarland und in Saarbrücken gibt es verschiedene Schulen die Brazilian Jiu Jitsu anbieten.

Persönlichkeiten

Carlos Gracie (1902 – 1994) war ein brasilianischer Kampfkünstler und gilt als einer der Hauptentwickler des brasilianischen Jiu-Jitsu. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Hélio Gracie sowie seinen Kommilitonen Luis França und Oswaldo Fadda trug er maßgeblich zur Entwicklung des brasilianischen Jiu-Jitsu bei, das auf den Lehren des berühmten japanischen Judokas Mitsuyo Maeda basiert. Er wird weithin als der Patriarch der Gracie-Familie angesehen.

Ricardo De La Riva begann 1980 mit dem Training im brasilianischen Jiu-Jitsu unter Carlson Gracie. Er erzielte bemerkenswerte Erfolge bei Wettkämpfen und besiegte dabei mehrere BJJ-Legenden, die zuvor als unschlagbar galten. Weltweit ist er für seine charakteristische „De la Riva“ Guard Position bekannt. Zudem trainierte er viele prominente Athleten im BJJ und MMA.

Konzepte, Ideen und Techniken

Hier werden nur einige Begriffe genannt:

To choke  bedeutet im Deutschen allgemein "Würgen" oder "Erdrosseln". Um dies jedoch sauber zu unterscheiden, spricht man im Englischen von einer "blood choke" oder "air choke". Im Deutschen verwendet man entsprechend die Begriffe "Blutwürgen" und "Luftwürgen", um klarzustellen, ob der Blutfluss über die Halsschlagadern reduziert wird oder die Luftzufuhr behindert wird. Beim Blutwürgen kann es bereits innerhalb von 5 bis 10 Sekunden zu einer schnellen Bewusstlosigkeit kommen. Ein anhaltender Druck auf die Halsschlagadern kann dauerhafte Gehirnschäden oder sogar den Tod verursachen. Beim Luftwürgen setzt die Bewusstlosigkeit hingegen erst nach etwa 30 Sekunden bis zu einer Minute ein. Auch hier kann ein längerer Sauerstoffmangel tödlich sein.

Die De La Riva Guard (DLR) ist eine offene Guard-Position im Brazilian Jiu-Jitsu, die von dem legendären Wettkämpfer Ricardo De La Riva populär gemacht wurde und kam ursprünglich aus dem Judo. Sie wird verwendet, wenn der eine Kämpfer (K) mit dem Rücken auf dem Boden liegt und versucht, den anderen (K2) mit seinen offenen Beinen zu kontrollieren. Ein Bein (K) wird außen um das Bein von K2 gehakt, wodurch dessen Gleichgewicht gestört wird. Obwohl diese Technik im Grappling nicht neu ist und auch im Judo vorkam, gilt die De La Riva Guard als Ausgangspunkt für viele moderne Guard-Entwicklungen im Jiu-Jitsu und wird als Mutter der modernen Guards angesehen.

Guards sind Positionen, die es einem Kämpfer ermöglichen, den Gegner zu kontrollieren, während er sich auf dem Rücken oder im Sitzen befindet. Die Guard-Position bietet Verteidigungsmöglichkeiten und eröffnet gleichzeitig Angriffsoptionen wie Sweeps, Submission-Techniken oder Übergänge in andere Positionen. Es gibt verschiedene Arten von Guards, wie die Closed Guard, Open Guard, Half Guard und De La Riva Guard, die jeweils unterschiedliche Strategien und Techniken erfordern.

Ein Mount ist eine dominante Position, in der der eine Kämpfer auf dem Oberkörper des Gegners sitzt.
Eine Submission ist eine spezielle Hebel- und Grifftechnik, mit der der Gegner zur Aufgabe gebracht wird. Der Begriff „Submission“ bedeutet im Englischen wörtlich „Unterwerfung“.
Ein Sweep dient dazu, die Kontrolle über den Gegner zu gewinnen, indem man ihn ausbalanciert und die Position so umkehrt, dass man selbst in eine überlegene Lage kommt.
Ein Takedown ist eine Kampfsporttechnik, bei der der Gegner aus dem Gleichgewicht gebracht und zu Boden gebracht wird, während der Angreifer entweder auf den Beinen bleibt oder auf dem Gegner landet.

Kampfsport MMA - Mixed Martial Arts

MMA wurde Anfang der 90er Jahre durch die Organisation Ultimate Fighting Championship (UFC) bekannt. Genutzt werden Schlag- und Tritttechniken als auch Bodenkampf (Techniken des Brazilian Jiu-Jitsu, Ringens, Judo etc.). Trainiert wird wie beim BJJ überwiegend auf Mattenboden und barfuß, um Verletzungen zu vermeiden. Bei den Wettkämpfen wird mit Handschuhen gekämpft und in Gewichtsklassen eingeteilt. Im MMA werden u.a. Selbstverteidigungstechniken wie Entwaffnungs- und Waffentechniken und Handkantenschläge nicht trainiert. Auch nicht erlaubt in MMA und BJJ sind das Angreifen der Augen, Genitalien oder das Reißen an Ohren und Nase.

MMA Schulen gibt es im ganzen Saarland, und auch in Saarbrücken.

Beide Stile trainieren für den Wettkampf und für eine sportliche Auseinandersetzung. Zum Aufbauen und Verbessern von Kraft, Kondition, Geschwindigkeit und motorischen Fähigkeiten usw. sind beide Kampfsportarten sicher gut geeignet. Als Ergänzung für Stile der Selbstverteidigung wie Hung Gar, Wing Chun usw, die selbst keine Konzepte für den Bodenkampf mitbringen, sind sie sehr gut geeignet.

In einer Notwehrsituation liegen auf dem Boden keine Matten, man trägt keine Handschuhe und ein Angreifer hält sich nicht an Gewichtsklassen, noch hält er sich an Regeln. Im Gegenteil, in Parks liegen kantige Steine und knorrige Wurzeln, innerorts gibt es Bordsteinkanten, hartes Pflaster, Treppenstufen und mehr. Kopfverletzungen und Schürfwunden können daher recht schnell vorkommen, wenn man einen Angreifer bevorzugt in einen Bodenkampf verwickeln möchte. Dennoch ist das Training von Bodenkampf und auch das Falltraining eine gute Ergänzung und gerade dann hilfreich, wenn man letztlich doch auf allen Vieren landet. Zu glauben nichts könnte einen aus dem Gleichgewicht bringen ist vielleicht auch eher ein Zeichen von Selbstüberschätzung.

 

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