Wendo ist eine feministische Selbstverteidigungsmethode, die speziell für Frauen und Mädchen entwickelt wurde. Das Hauptziel von Wendo ist es, Selbstvertrauen zu stärken, körperliche und verbale Verteidigungstechniken zu vermitteln und Frauen zu ermutigen, sich in Bedrohungssituationen zu behaupten.

Ursprung und Geschichte von Wendo

Was ist Wendo? Wendo wurde in den 1970er Jahren in Kanada entwickelt. Die Erfinder dieser Methode sind das Ehepaar Anne und Ned Paige. Sie praktizierten mit der ganzen Familie Judo, Jiu Jitsu und Karate. Mit Ideen aus diesen Stilen entwickelten sie ein System mit einem feministischen Bewusstsein. Der Name „Wendo“ setzt sich aus „Women“ (Frauen) und „Do“ (japanisch für „Weg“) zusammen, was als „Weg der Frauen“ interpretiert werden kann. Diese Bezeichnung verweist darauf, dass die Methode speziell für Frauen und ihre spezifischen Bedürfnisse in gefährlichen oder bedrohlichen Situationen entworfen wurde.

In den 1970er Jahren herrschte weltweit eine starke feministische Bewegung, die sich für die Rechte und die Sicherheit von Frauen einsetzte. Wendo entstand aus dieser Bewegung heraus und verfolgt bis heute das Ziel, Frauen und Mädchen die Werkzeuge in die Hand zu geben, sich selbst zu verteidigen und gegen körperliche und psychische Gewalt vorzugehen. In Deutschland existierte bis 1984 keine offizielle Lehrerausbildung, als Sunny Graff in Frankfurt am Main den ersten zweijährigen Kurs mit dem Titel „Jede Frau kann sich wehren!“ ins Leben rief. Von Kanada über Frankfurt gelangte Wendo bis zu uns ins Saarland.

Inhalte und Methoden von Wendo

Wendo möchte eine ganzheitliche Herangehensweise an Selbstverteidigung bieten. Es geht dabei nicht nur um körperliche Techniken, sondern auch um mentale und emotionale Stärkung. Der Unterricht richtet sich sowohl an Frauen und Mädchen ab etwa acht Jahren und ist bewusst praxisnah gestaltet. Wendo setzt auf präventive Maßnahmen, praktische Übungen und den Austausch von Erfahrungen.

Kerninhalte von Wendo
Körperliche Selbstverteidigung: Wendo vermittelt eine Reihe von einfachen, aber effektiven körperlichen Techniken, um Angreifer abzuwehren. Dazu gehören Schlag- und Tritttechniken, Befreiungsgriffe und das Nutzen der eigenen Stimme. Die Techniken zielen darauf ab, schnell und effektiv zu reagieren.

Verbale Selbstbehauptung: Ein wichtiger Bestandteil von Wendo ist die verbale Selbstbehauptung. Frauen und Mädchen lernen, in unangenehmen oder bedrohlichen Situationen laut und deutlich „Nein!“ zu sagen, Grenzen zu setzen und ihre Wünsche klar zu kommunizieren. Die eigene Stimme als Mittel der Verteidigung zu nutzen, ist ein zentrales Element.

Präventionsstrategien: Ein zentraler Gedanke von Wendo ist die Prävention. Es werden Strategien entwickelt, um potenzielle Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dazu gehört das Erlernen von Körpersprache, um eine selbstbewusste Haltung zu zeigen und das eigene Umfeld aufmerksam wahrzunehmen.

Stärkung des Selbstbewusstseins: Neben den rein technischen Aspekten legt Wendo großen Wert auf die emotionale und mentale Stärkung. Frauen und Mädchen sollen lernen, auf ihre Intuition zu vertrauen, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden und in allen Lebensbereichen selbstbewusster aufzutreten.

Wendo und Feminismus

Wendo ist stark in der feministischen Bewegung verankert. Es geht nicht nur darum, sich gegen körperliche Gewalt zu verteidigen, sondern auch darum, patriarchale Strukturen zu hinterfragen, die oft die Grundlage für Gewalt gegen Frauen bilden. Wendo will Frauen ermutigen, sich nicht als Opfer zu sehen, sondern als starke, autonome Personen, die das Recht haben, sich zu wehren – sowohl physisch als auch emotional und verbal. Wendo setzt also einen starken Fokus auf feministische Selbstbehauptung.

In vielen Wendo-Kursen wird darüber hinaus Raum für den Austausch von Erfahrungen geschaffen. Teilnehmerinnen können über eigene Erlebnisse sprechen und sich gegenseitig unterstützen. Dies fördert nicht nur den Zusammenhalt, sondern hilft auch dabei, das Gefühl von Ohnmacht in schwierigen Situationen zu überwinden.

Zu den Inhalten von Wendo im Hinblick auf Selbstverteidigung liegen online keine genauen Informationen vor. Während in den Workshops grundlegende Selbstverteidigungstechniken gelehrt werden, ist unklar, in welchem Maße diese auf bewährten Prinzipien der Kampfkünste basieren. Es fehlen detaillierte Angaben darüber, ob und wie Anne und Ned Page solche Konzepte in Wendo integriert haben. Auch bleibt offen, inwieweit die vermittelten Techniken in realen Gefahrensituationen tatsächlich effektiv sind. Eine fundierte Bewertung der Praxisnähe und Wirksamkeit dieser Methoden im Vergleich zu traditionellen Kampfkünsten ist daher nicht möglich.

Wendokurse gibt es im Saarland und auch in Saarbrücken. Siehe auch Feminismus und Kampfsport.

Wendotrainerin und die Expertise

Welche Qualifikationen bezüglich Selbstverteidigung wurden einer Wendotrainierin vermittelt bzw. wie viel Zeit wurde investiert, um die Qualifikation einer Trainerin zu bekommen? Auf der Site der BAG FORSA, der "Bundesarbeitsgemeinschaft Feministischer Organisationen gegen Sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen e.V." finden wir eine ausführliche Beschreibung der Ausbildung zur Trainerin. Darin enthalten sind ein Auftaktmodul und ein Abschlusskolloquium, dazwischen weitere 12 Module. Diese 12 Module sind am Wochenende. Und zwar Sa 10–18 Uhr, also 8 Stunden, und So 10–15 Uhr, also 5 Stunden (Summe 13 Stunden). Pausen sind sicher auch noch einzurechnen. Von diesen 12 Modulen, also 12 Wochenenden, beschäftigen sich scheinbar 6 Wochenenden mit dem Thema Selbstverteidigung.

Falls die Trainerinnen nicht selbst schon eine langjährige Erfahrung im Bereich der Selbstverteidigung besitzen, befinden sie sich nach den Kursen bezüglich Selbtverteidigung immer noch auf der Stufe von Laien und vermitteln Laienwissen. Wochenendkurse, und wären es auch mehr als 6 an der Zahl, geben eine Einführung in das Thema Selbstverteidigung und bieten die Gelegenheit, in das Thema reinzuschnuppern. In anderen Kampfsportarten und Kampfkünsten brauchen sehr fleißige Schüler und Schülerinnen einige Jahre des Trainings (oft mit mehreren Prüfungen), um eine eigene Schule für Anfänger leiten zu können. Fleißig bedeutet mehr als 5 Stunden Selbstverteidigungstraining in der Woche.

Wendo und danach?

Für eine ganzheitliche Ausbildung im Kampfsport ist es sinnvoll, mit einer Vielzahl von Trainingspartnern beider Geschlechter zu üben. 

In einer Studie heißt es: "Hinsichtlich der motorischen Hauptbeanspruchungsformen Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit, lässt sich konstatieren, dass Frauen aufgrund der gezeigten geschlechtsspezifischen anatomisch konstitutionellen sowie kardiopulmonalen Unterschiede über eine geringere Ausdauerleistungsfähigkeit verfügen als Männer. Weiterhin besitzen Frauen ein ungünstigeres Last-Kraft-Verhältnis und eine geringere Muskelmasse, sodass sie Männern in allen Krafteigenschaften unterlegen sind." 

Nur mit Frauen zu trainieren, kann dazu führen, dass sie sich weniger darauf vorbereiten, sich gegen Gegner mit größerer körperlicher Kraft zu verteidigen. Außerdem haben Männer und Frauen oft unterschiedliche Kampfansätze aufgrund von Unterschieden in Größe, Gewicht und Körperstruktur. Wenn Frauen nur mit Frauen trainieren, könnten sie weniger Gelegenheit haben, sich an verschiedene Stile und Strategien anzupassen, die männliche Trainingspartner bieten könnten. Auch der mentale Druck, gegen einen größeren und stärkeren Gegner anzutreten, ist ein wichtiger Aspekt eines ganzheitlichen Selbstverteidigungstrainings. All dies ist in realen Selbstverteidigungssituationen, also im Falle einer Notwehr, von Bedeutung!

Wendo ist ein guter Einstieg in das Thema Selbstverteidigung für Frauen. Hilfreich wäre jedoch, sich irgendwann auch einem gemischten Training zu öffnen und gemeinsam mit Männern zu trainieren.

Ein anderer Ansatz ist Model Mugging. Laut den Quellen nutzt dieses Programm einen wissenschaftlichen Ansatz, der Psychologie, Neurowissenschaft und Kampfkunst vereint, um realistische Selbstverteidigungstechniken zu lehren. Das Training bereitet die Teilnehmer auf die physiologischen und emotionalen Reaktionen eines Angriffs vor. In dieser Hinsicht ähnelt es Wendo. Bei Model Mugging liegt der Schwerpunkt insbesondere darauf, realistische Selbstverteidigungssituationen zu trainieren. Durch den Einsatz gepolsterter „Angreifer“ können die Teilnehmer die erlernten Techniken mit voller Kraft und unter realitätsnahen Bedingungen üben, was es ihnen ermöglicht, sich besser auf den Ernstfall vorzubereiten und die Verteidigungsmechanismen tief zu verankern. Mehr zu dem Thema ein andermal.