Oft hört man folgende Erklärung: Kampfsportarten sind auf Wettkampf ausgelegt. D.h. es gibt klare Regeln für den Wettkampf die verhindern, dass man sich ernsthaft verletzt. Typische Kampfsportarten sind z.B. Judo, Karate, Taekwondo.

Wie lösen wir das Kamehameha**-Problem? Kampfkünste machen keine Limitierungen und keine Wettkämpfe. Sie sind auf Selbstverteidigung ausgelegt, da es dort auch keine Regeln gibt. Typische Kampfkünste sind z.B. Hapkido, Wing Chun, Jeet Kune Do.

"Kunst" in Kampfkunst

Nach Auskunft des Grimm'schen Wörterbuches leitet sich das deutsche Wort „Kunst“ vom althochdeutschen „chunst“ ab und wandelte sich später zu „Kunst“ bzw. „Künste“.

Der Begriff war zu allen Zeiten und ist bis heute mehrdeutig. Er bezeichnete anfangs ein Substantiv zum Verbum „können“ mit der Bedeutung Kenntnis.

Demzufolge kommt also Kunst von "Können" .

"Sport" in Kampfsport

Sport (v. engl.: sport = Zeitvertreib, Vergnügen bzw. v. frz. desport von Altfranzösisch "desporter" wörtlich "weg tragen" [den Geist von ersten Dingen]) bezeichnet das kulturelle Handlungsfeld, in dem  Menschen körperliche und/oder geistige Tätigkeiten ausüben, die mit planmäßiger Körperschulung, meist im Bereich der Bewegungskunst, in Zusammenhang stehen.

Exklusiv Oder

Wie wir also sehen schließen sich die Begriffe nicht aus. So gibt es Kunstturnen und auch Kunstreiten. Wenn jemand etwas gut kann, mag das Kunst sein. So ist Eiskunstlauf wohl eine Kunstform. Sportlich muss man dabei sicher auch sein. Vielleicht gab es Zeiten, da wurden Ringkämpfe als Kunstform betrachtet. Dann waren sie Kampfkunst und Kampfsport zugleich.

Es gibt Weltmeisterschaften im Tanzen, bei den feste Regeln gelten. Ist es deshalb keine Kunst mehr?

Da sich die Wörter Sport und Kunst nicht ausschließen kann man nicht sagen etwas sei eine Kunst und daher kein Sport, oder weil etwas Sport ist, sei es keine Kunst.

Meist gelten im Wing Chun Training sehr wohl Regeln. Man schlägt seinem Trainingspartner nicht einfach auf die Nase. Betreibt man dann im Training Kampfsport, um im Ernstfall Kunst zu machen?

Und was ist mit den Regeln im Ernstfall?
Mord ist in Deutschland eine Straftat und für die Selbstverteidigung in einer Notwehrsituation gelten sehr wohl Regeln. Der Einwand, in einer solchen Situation würde sich keiner mehr an Regeln halten, ist egal. Es gibt Regeln, ob sich einer daran hält ist irrelevant. Daher müsste man in einem solchen Fall eben auch von Kampfsport reden. Man sieht wie unsinnig das Argument mit den Regeln ist, oder?

Wettkampf

Kampfsport oder Kampfkunst?Im Kampfsport gibt es Wettkämpfe und Turniere. Man trainiert für solche Wettkämpfe und hält sich (meist) dabei an die dort geltenden Regeln. In der Kampfkunst Wing Chun oder im Krav Maga gibt es keine Wettkämpfe, man trainiert für den Fall der Selbstverteidigung. Damit richtet sich die Kampfkunst vornehmlich auf den Ernstfall. Dieser kommt unverhofft und man befindet sich in einer unfreiwilligen Notlage. Im Buch "Mechanik und Struktur der Kampfsportarten - Handbuch für Trainer in Kampfsport und Kampfkunst"* beschreibt Ralf Pfeifer diese wichtigen Eigenarten einer Kunst (Auszug):

"

Weder Gegner noch Austragungsort ist bekannt. Es ist nicht möglich, eine individuelle Strategie oder Technik für einen bestimmten Gegner zu erarbeiten

Wenn das Opfer aufgibt, muss es trotzdem mit weiteren Angriffen rechnen, insbesondere dann, wenn der Angriff Teil eines Verbrechens ist.

Der Kampf wird zügig beendet, es gibt keine zweite Chance.

Wenn einer der Kämpfer überlegen ist, wird er diese Überlegenheit nutzen und bis zum Sieg weiterkämpfen.

Der Kampf beginnt und wird so lange fortgesetzt, bis einer der Gegner aufgibt (oder auch dazu nicht mehr in der Lage ist) oder sich dem Kampf entzieht

Oberster Grundsatz: „Alles ist erlaubt, es gibt keine Regeln“, erfolgreiche SV-Techniken müssen keinem Regelwerk angepasst werden.

"

Wer also nach Konzepten und Ideen forscht, die bei der Selbstverteidigung helfen, sollte sich vielleicht folgendes überlegen: Kampfsport ist fair, ein echter Angriff ist meist nicht fair. Bei der Suche nach Kampfsportarten für Frauen und Männer möchte man wahrscheinlich eine Trainingsmöglichkeit finden, bei der die Teilnehmer fair trainieren aber Dinge lernen, die bei einem unfairen Angriff effektiv sind.

Kampfsport und Kampfkunst in Saarland und Saarbrücken

Kampfsport hat im Saarland und auch in Saarbrücken eine lange Tradition. Das Karate Dojo Saarbrücken ist der älteste Karate-Verein im Saarland und wurde 1967 gegründet. Zu den Gründern zählen die Brüder Hinschberger. Horst Hinschberger durfte 1973 an der Karate-Weltmeisterschaft in Tokio teilnehmen. Auch mit dem Kampfsport Boxen ging es früh los. 1949 war die Gründung der Saarländischen Box-Union. Mitte der Siebzigerjahre kam das Wing Chun nach Saarbrücken. Gerhard Becker brachte in den Siebzigern das Ju-Jutsu ins Saarland. Das Saarland hat in Sachen Kampfsport und Kampfkunst eine bewegte Geschichte.

Hier findest du mehr zu verschiedenen Stilen der Kampfkunst und des Kampfsport.

(In Verbindung mit Wing Chun, Wing Tsun, Ving Tsun, Xingyiquan, Taichi u.ä benutze ich statt "Kampfsport" meist das Wort "Kampfkunst" )


 *Ralf Pfeifer: Mechanik und Struktur der Kampfsportarten - Handbuch für Trainer in Kampfsport und Kampfkunst (Dissertation an der Deutschen Sporthochschule Köln), ISBN 3-939390-03-8
** Für ein Kamehame-Ha muss man mindestens 50 Jahrte trainieren. Wenn man es kann, setzt man alle im eigenen Körper verborgene Energie auf einmal frei. Dabei wird eine Energiekugel mit großer Zerstörungskraft erzeugt.

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