Bongsau (膀 手) heisst soviel wie "Flügel" oder nur "oberer Arm" und ist vor allem aus dem Wing Chun bekannt. Darüber hinaus bezeichnet man den Busenbereich um die Schulter als "Bong". Der Bongsau wird oft als "Not-Technik" bezeichnet. Das soll heißen, dass man versuchen sollte, alle Angriffe, wenn möglich, mit Tansau, Paksau und den üblichen Techniken zu "blocken" und nur in Ausnahmefällen (wenn andere Techniken nicht anwendbar sind) zu Bongsau zu greifen.
Bongsau ist eine Möglichkeit, die Energie des Angriffs in eine andere Richtung abzuleiten. Der Bongsau ist nicht schnell gelernt, da diese Bewegung ein komplexes Zusammenspiel vieler Einzelbewegungen darstellt. Dies ist sicher bei Tansau und anderen Techniken auch so, aber bei Bongsau sind noch mehr Richtungsvektoren und Drehwinkel beteiligt als bei anderen Techniken des Wing Chun. Der Bongsau wird in allen drei Standardpartnerübungen benutzt. Dem Chidansau, dem Lapsau und dem Chisau.
Eine mögliche Verwendung des Bongsau ist in folgender Situation denkbar: Ein Angreifer schlägt mit einer Geraden in Richtung meines Kopfs. Ich versuche, den Angriff mit Tansau zu kontrollieren, merke aber, dass mein Tansau die ankommende Kraft nicht unter Kontrolle bringt. Der Tansau wandelt sich nun in Bongsau, um die Angriffsenergie ins Leere laufen zu lassen. Wann man einen Bongsau macht, hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Man kann daher keine Regeln aufstellen im Sinne von: greift der Gegner so an, mache ich Bongsau, greift er hingegen so an, mache ich Tansau.
Die Verwendung des Bongsau ist Sache des Gefühls!
Im Laufe des Wing-Chun-Trainings lernt man verschiedene Arten des Bong Sao kennen, z. B. Juen Jang [tschang] Bong Sau (Siu Lim Tao), Pao (抛) Bong Sao (Chum Kiu [doppelarmig)) und Pai (批 ? [pai1]) Jang Bong Sao (Chum Kiu) und Kap Jang Bong Sao (Biu Jee). Der "Dai Bong" ist eigentlich nur der tiefe (Dai) Bong Sao (in der Chum Kiu doppelarmig).
Bongsau gibt es auch im Hung Gar Kuen Kung Fu. Chinesisch spricht man es "Bang" aus.
(Die Bilder sind nur Schnappschüsse während des Übens und keine Trainingsvorlage zum Nachmachen.)