Über Sinn und Unsinn von Formen
Formen sind fest vorgegebene Bewegunsabläufe. Sie geben den zeitlichen Ablauf vor, wann eine Technik in der Form ausgeführt werden soll und wie diese Technik genau auszusehen hat.
In einigen Forumsbeiträgen wurde an dem Sinn solcher Formen gezweifelt. Sie würden dem Trainierenden nicht viel weiter helfen, noch vermitteln sie einem ein Gefühl für den Kampf oder bessere Kampffähigkeiten. Techniken kann man auch einzeln trainieren und am besten in einer Partneranwendung.
Daher stellt sich tatsächlich die Frage, warum brauch man überhaupt Formen?
In Wikipedia finden wir die Definition "Eine Form in den Kampfkünsten ist eine genau festgelegte Abfolge von Bewegungen – wie Angriffen, Verteidigungen und Gegenangriffen...". Würde man nun alle Übungen, die dieser Erklärung von Form entsprechen ablehnen, müsste man auch die Übungen ablehnen, in denen prinzipiell Ablaufsvorschriften gemacht werden. Eine kurze Form mit nur vier Bewegungen ist auch eine Form , nur eben eine kurze. Chi Dansau, Lapsau oder andere Partnerübungen laufen auch in einer FORM ab. Währe man prinzipiell gegen jedwede Art von Form, müsste man auch diese Art des Trainierens ablehnen.
Der mögliche Einwand, eine Partnerübung sei im Gegensatz zu einer Form, einem echten Kampf ganz nahe, ist entgegenzuhalten, dass Chisau , Dan Chisau und ähnliche Übungen ÜBERHAUPT NICHTS mit Kämpfen zu tun haben. Man übt gemeinsam miteinander Bewegungen und der Ablauf ist zeitlich und positionell vorgegeben. In anderen Kampfkünsten würde man von Partnerformen reden. Manche tun dies vielleicht tatsächlich und lehnen auch solche Formen ab. Andere sind gegenüber diesen formalen Abläufen eher offen eingestellt.
Helfen einem die Formen denn wirklich nicht weiter? Doch ! Einzelformen geben dem Übenden ein besseres Körpergefühl, er fühlt nur sich und seinen Körper und spürt hierbei genau, welche Muskeln und Teile seines Körpers an einer Technik beteiligt sind. Er kann sich somit voll und ganz auf sich selbst konzentrieren. Bei Partnerformen tut man dies gemeinsam mit seinem Trainingspartner, zusätzlich spürt man die Bewegungen des anderen (störend/helfend?)
Ein erster Schritt zum Verständnis einer Aktion im Kampf, ist das Gefühl und Empfinden dieser Aktion in Ruhe und ohne Einfluss von außen. Man lernt eine Bewegung genau auszuführen und die dabei auftretenden Kräfte, Züge, Drücke ohne Fremdeinfluss kennen. Dieses ganzheitlich Körpergefühl ist es, welches Konditioniert im Kampf abgerufen werden soll. Es handelt sich im Kampf somit nicht nur um den Mustererkennungsprozess bezogen auf einzelne Techniken und Situationen, sondern um einen ganzheitlichen Strategie, der verschiedene Faktoren miteinbezieht. Ein "nur am Mann" lernen , konditioniert nur statistisch signifikante Bewegungsmuster, die man sich an verschiedenen Trainingspartnern antrainiert hat. Die Möglichkeit aus letztgenannter und der Mustererkennung der Formen-Konditionierung zu mitteln und die angemessene Reaktion abrufen zu können, macht einen guten Kampfkünstler aus!
Formen oder, dass alleine Üben von festgelegte Bewegungsabläufen, vermitteln einem ein Gefühl für Räumlichkeit und zeigen einem die eigenen geometrischen Grenzen auf. Die Reichweite der Arme wird in drei Dimensionen festgestellt, die Positionen und Bewegungen auf oder zur Zentrallinie werden verinnerlicht. Auch Partnerübungen mit festgelegten Bewegungsabläufen werden im Wing Chun natürlich nicht vernachlässigt. Das Gesamtkonzept einer Kampfkunst ist wichtig und das Ausführen der Formen passt hier sehr gut. Sie sind Grundlage für das freiere Trainieren mit dem Partner. Bei formalen Partnerübungen wird das Augenmerk vor allem auf das Fühlen der Aktionen des Partners (z.B. Chisau) gelegt. Bei Formen ohne Partner konzentriert man sich alleine auf eigene Bewegungen und Positionen. Durch das Entspannen, der Ruhe und der Arbeitet an der Achtsamkeit sind Formen vielleicht sogar förderlich für die Gesundheit.
Techniken werden in vielen Kung Fu und Kampfsport Stilen in Einzelformen, Einzeltraining , Partnerformen und freiem Partnertraining geübt. Die Gesammtheit der vier Arten des Trainings bilden ein erstklassiges und Jahrhundertelang bewährtes Trainingssystem.