Als Sensomotorik [latein : sentire = fühlen, empfinden und motor = Beweger] bezeichnet man das Zusammenspiel von sensorischer Reizaufnahme und der motorischen Antwort auf diese Reize.

Oder anders gesagt: Es ist die Steuerung und Kontrolle von Bewegungen im Zusammenspiel mit Sinnesrückmeldungen.

Sensomotorisches Training

Wenn wir uns im Altag weniger bewegen besteht die Gefahr, dass besonders die lokalen Stabilisatoren zu wenig beansprucht werden. Oft wird dies durch globale Muskeln kompensiert. So liegen die lokalen Muskeln der Wirbelsäule in der Nähe dieser und sind für die Feinjustierung der Säule verantwortlich. Dahingegegend ist z.B. die "Schräge Bauchmuskulatur" global und für die dynamische Stabilität und die Kontrolle sowie Koordination innerhalb der elastischen Zone verantwortlich. Die elastische Zone meint die gesamte Bewegungsamplitude einer Bewegung.  Die Vernachlässigung der lokalen Muskeln der Stabilisatoren kann zu Haltungsschwächen oder gar Haltungsschäden führen.

Das Training dieser Stabilisatoren erfordert ein besonderes Training das mittels feiner und niedriger Reize ohne eigentliche Bewegung in den Gelenksegmenten arbeitet. Man versteht unter sensomotorischem Training das Training dieser Stabilisatoren des Körperkerns. Dabei nutzt man beeinflussende Effekte interner und externer Reize auf die Haltungsmotorik.

Kampfkunst und Sensomotorisches Training

Sensomotorisches Training führt zu einer schnelleren und optimierten Altivierung der gelenkstabilisierenden Muskeln. Damit führt das Training zu einer Kräftigung, Gelenkstabilisierung, zu einer besseren Haltung, einer besseren Körperwarnehmung und einem besseren Gleichgewichtssinn. Daraus resultiert eine bessere Verletzungsprophylaxe.

Teil des sensomotorischen Trainings sind die Propriozeptoren [latein proprius = eigen und recipere = aufnehmen]. Es sind Rezeptoren der Gelenken und Muskulatur die dem Gehirn melden, in welcher Stellung sich das Gelenk befindet. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Tiefensensibilität oder propriozeptiver Wahrnehmung die bei Lagesinn (Position des Körpers etc), Kraftsinn (Spannungszustand von Muskeln und Sehnen etc.) und Bewegungssinn ( Kinästhesie etc) zum Einsatz kommt.

Durch das Training des Körperkerns und der Stabilisatoren kann sich der Kämpfer mehr auf die wesentlichen Bewegungen konzentrieren und hat im Gehirn mehr Kapazität frei für gewinnbringende Entscheidungen.

Wie wird trainiert?

Es ist besser regelmäßig einige sensomotorische Einheiten durchzuführen, anstatt alle paar Wochen ein ganzes Training nur Sensomotorik zu trainieren. So könnte man z.B direkt beim Aufwärmen eine Einheit Ballzuwerfen im Einbeinstand mit oder ohne unsicherem Untergrund durchführen. Ein unsicherer Untergrund könnte eine Matraze sein. Balancekissen und Balancepads können ebenfalls als Hilfsmittel verwendet werden.

Weiteres Beispiel soll die Art des Trainings verdeutlichen:

Original: Liegestütze -> Anpassung: Unter den Händen oder unter den Füßen befinden sich nun Bälle (je weicher desto schwieriger wird die Übung)
Original: Ausfallschritt -> Anpassung: Ausfallschritt mit vorderem Fuss auf einem Togu Ball oder einem anderen unsicheren Untergrund.
Original: Einbeinstand + Faustöße -> Anpassung: Auf einem unsicheren Untergrund.

Vielen Übungen (auch in der Kamfpkunst Wing Chun Kung Fu) kann man durch einen unsicheren Untergrund so anpassen, dass die lokalen Stabilisatoren sehr gut trainiert werden. Recht anspruchsvoll wäre z.B. ein Chisao-Training komplett auf einem unsicheren Untergrund.

Die Aufnahme des Sensomotorischen Trainings in die Trainingseinheiten in Selbstverteidigung und Kampfsport ist also eine sehr gute Idee.