In diesem Artikel geht es nicht um das Thema Divide et impera, sondern um das Vereinfachen von Übungen zum schnelleren Beherrschen von Techniken und Bewegungen. Also das einfachere Lernen durch Teilen.

Das lateinische "Divide et impera" wird in Niccolò Machiavelli Buch (aus dem Jahr 1532 ) "Der Fürst" erklärt. Es wird auch Ludwig XI. von Frankreich zugeschrieben, doch sicher ist man sich über die Herkunft dieses Sprichworts nicht. Die Redewendung gibt den Ratschlag, dass man eine zu beherrschende Gruppe (z. B. ein Volk) in Untergruppen aufteilen sollte, und zwar so, dass diese einander widerstrebenden Interessen haben. Die Gruppen würden sich dann gegeneinander wenden, statt sich als vereint gegen den gemeinsamen Feind zu wehren. Hier ist aber etwas anderes gemeint. Nämlich Vereinfachung durch Teilen zum Zwecke des leichteren Lernens.

Im Sport gibt es zwei Begriffe, die sich mit dem Vereinfachen durch Teilen beschäftigen. Es sind Programmbreite und Programmlänge.

Programmbreite

Die Programmbreite betrachtet eine komplexe Bewegung und versucht diese durch sinnvolle Teilung in kleinere Abschnitte zu zerlegen. Betrachten wir als Beispiel den Quansao im Wing Chun Kuen. Beide Arme führen unterschiedliche Bewegungen durch. Ein Arm macht aus der Bongsau-Endposition einen Tansao, während der andere Arm aus der Tansao-Entdposition einen Bongsao ausführt. Einmal können wir beide Bewegungen einzeln üben. Also eben nur Tansao und eben nur Bongsao. Weiterhin könnte man den Weg des Bong erstmal zur Wusao führen und dann von Wusao zum Tansau. Erst wenn dies gut gelingt, könnte man versuchen die Arme gemeinsam zu bewegen, bzw. bei Wusao keinen Stop zu machen, sondern direkt weiter zu Tan zu bewegen. Noch breiter wird die Bewegung, wenn ich zu der Bewegung der Arme noch eine Wendung durchführe. Steigern kann man die Komplexität und die Breite, indem man gleichzeitig zu Quansao Schritte ausführt.

Die Verkürzung der Programmbreite übt Teilabschnitte einer komplexen Bewegung.

Programmlänge

Programmbreite und Programmlänge im Kung Fu und Wing ChunDie Programmlänge betrachtet eine Folge komplexer Bewegungen. Also beinhaltet die Programmlänge immer Programmbreiten. Anders ausgedrückt: Die Breite ist Teilmenge der Länge. Als Beispiel soll die Partnerübung des Wing Chun Chi-Dan-Sao (wir kürzen hier zu DanChi) genommen werden. Das DanChi ist eine Abfolge von Bewegungen. Es ist nicht einfach sich diese Abfolge zu merken und es dauert seine Zeit. Neben dem Auswendiglernen der Abfolge wollen wir durch Stabilisierungstraining Ergebniskonstanz. Dies erreichen wir durch Hinlenkung der Aufmerksamkeit zur Ausführung. Und wir wollen eine Automatisierung der Bewegungen und Abfolge. Dies erreichen wir durch eine Weglenkung der Aufmerksamkeit. Ganz am Anfang will der Schüler aber erstmal die Abfolge auswendig lernen. Vereinfachen kann man dies, indem man sinnvoll Abschnitte, also Teile der Abfolge einzeln übt.

Machen wir ein Beispiel: Ausgangsposition der Übung DanChi ist Tansao-Foksao. Ein Schüler hebt seinen Tansao etwas an, während der zweite Schüler der Bewegung folgt und gleichzeitig seinen Fok öffnet. Beide Schüler könnten nur diesen Teil üben. Das Heben und Senken des Tan (der eine Schüler) und das Öffnen und Schließen des Foksao (der andere Schüler).

Ein anderes Beispiel: Der Tansao ist in der gehobenen Position, die Hand dreht sich, der Schüler führt den Handflächenstoß aus. Schüler 2 folgt der Bewegung mit Chumsao. Der Arm von Schüler 1 wird dadurch nach unten abgelenkt. Beide gehen wieder zuruch zur Position des gehobenen Tansao. Sie wiederholen immer wieder diese Teilbewegung.

Bei dieser Vereinfachung üben wir immer wieder eine Bewegung einer Folge von Bewegungen. Dies nennt man Verkürzung der Programmlänge.

Beide, Verkürzung der Programmbreite und die Verkürzung der Programmlänge, sind wichtige Konzepte zum Vereinfachen von Bewegungen allgemein. Damit sind sie auch sinnvolles Werkzeug bei der Vermittlung von Kung Fu und Kampfsport.